Weshalb Liebe? – Artikel vom 25.02.2009

Einige Tage habe ich Sie nun mit Ihren Gedanken alleine gelassen, welchen Einfluss „Liebe“ auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung haben kann.

Am diesjährigen Valentinstag hatte ich die Ehre als Laudator eine sehr interessante Ausstellung von zwei wirklich begabten Künstlern zu eröffnen. Was lag näher, als einen unmittelbaren Bezug zum gegenwärtigen Tag herzustellen?

 

Als Quintessenz könnte ich sagen, dass im Grunde all das menschliche Tun, Wirken und Arbeiten unter den Einfluss von Liebe gestellt werden sollte. Zufrieden werden Sie sein, wenn Sie abends von Ihrer Arbeitsstelle nachhause kommen und Ihrem Partner erzählen können, was Sie den Tag über geleistet und bewirkt haben – und das mit einem Lächeln auf den Lippen und mit stolzer Mimik. Anstatt von Liebe könnte ich hier auch von Begeisterung sprechen, die anspornt, Aufgaben gerne und erfolgreich zu erledigen.

 

In der Rede nahm ich einen Vers mit auf, den ich schon vor etlichen Jahren einmal aufgeschrieben habe: „Die Liebe ist wie eine Traube, die wachsen, reifen muss, gegoren wird und langsam zu süßem, vollmundigem Wein gedeiht.“

Liebe versteht sich unter diesem Gesichtspunkt als ein Prozess, der relativ klein und unsichtbar beginnt und der sich nach Wochen, Monaten, Jahren oder noch weitaus länger stetig verbessert.

Jede Persönlichkeit reift und entwickelt sich fortwährend weiter. Neueste Ergebnisse aus der Hirnforschung untermauern diese These; selbst im hohen Alter besteht die Fähigkeit, wenn auch entsprechend im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen nicht konkurrenzfähig, zu lernen. Ob das eine neue Fremdsprache ist oder der fortlaufenden Reflexion dient, die Erfahrung mit der sich ständig ändernden Umwelt abzugleichen und dazuzulernen.

 

Liebe in die eigene Person zu integrieren mag sich anfangs vielleicht komisch und fremd anfühlen. Ebenso hat diese Art der Liebe wenig mit irgendwelchen Formen von Narzissmus zu tun, als vielmehr die gesunde und positive Bestärkung für die eigene Person mit den Tätigkeiten und Fähigkeiten, die diese Person auszeichnet.

 

Es ist keine Seltenheit, dass durch negative Lernerfahrungen in der Sozialisation und Erziehung diese Komponente nie eine Rolle gespielt hat und diese Menschen erst Schritt für Schritt lernen müssen, diese Liebe zu sich selbst aufzubauen und sie in ihr Selbstkonzept zu übernehmen.

 

Im Rahmen der Selbstreflexion bietet dieser Ansatz die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit im positiven Fluss zu halten und die Wechselwirkungen mit der nächsten Umwelt entsprechend wahrzunehmen.

 

Ihr

Wolfgang M. Ullmann

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